Der Fall Jamal Khashoggi

Jamal Khashoggi, Kritiker des mächtigen saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, betritt am 2. Oktober 2018 das saudi-arabische Konsulat in Istanbul, um Dokumente für seine geplante Hochzeit abzuholen. Seitdem wird Khashoggi vermisst.

Gemäss türkischen Informationen wurde Jamal Khashoggi von einem 15-köpfigen Killerkommando, das zu diesem Zweck aus Saudi-Arabien nach Istanbul eingeflogen worden war, umgebracht und zerstückelt. Ein Teil des Kommandos stammt aus dem nahen Umfeld von Mohammed bin Salman.


Nach wochenlangen Vertuschungsversuchen und auf Druck der scheinbar vorhandenen Beweismittel hat Saudi-Arabien die vorsätzliche Tötung von Jamal Khashoggi zugegeben. Zuerst bestritt die saudi-arabische Seite die Tötung von Jamal Khashoggi, um dann in einem ersten Eingeständnis mitzuteilen, dass Jamal Khashoggi bei einem «Faustkampf» ums Leben kam. Erst nachdem die Türkei Tonaufnahmen der Geschehnisse                 Der vermisste Jamal Khashoggi. | Bild: Wikimedia Commons, April Brady / POMED,         im saudi-arabischen Konsulat an andere                                                                                     Lizenz: CC-BY 2.0           Staaten weitergeleitet hatte, gab der saudi-arabische Aussenminister bekannt, dass Khashoggi im Rahmen einer nicht bewilligten Aktion getötet worden ist. Unter der Leitung des von der Türkei beschuldigten Kronprinzen Mohammed bin Salman werde der Fall nun untersucht. In einer ersten Reaktion spricht sich die Generalstaatsanwaltschaft Saudi-Arabiens für die Todesstrafe für fünf an der Tat Beteiligte aus.


Die Affäre Kashoggi entwickelte sich zu einer internationalen Krise. Auf allen Ebenen wird gerungen, wem was geglaubt werden kann und wie mit dem saudi-arabischen Regime umgegangen werden soll. Viele westliche Staaten und Firmen haben sich von Saudi-Arabien distanziert und teilweise hängige Geschäfte blockiert, Donald Trump hingegen kündigte sogar ab, die Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien zu verstärken.


Die Reaktion der Staaten gegenüber Saudi-Arabien ist wegen der wirtschaftlichen Interessen heikel. Aber auch die komplizierten Beziehungen im Nahostkonflikt lassen keine klaren und eindeutigen Stellungnahmen zu, ohne dass sich dabei andere Nationen, die ebenfalls einen fragwürdigen Umgang mit kritischen Journalisten pflegen (Iran, Syrien, Türkei), in ihren Methoden bestätigt fühlen.


Warum musste Jamal Khashoggi sterben? Er war kein radikaler Gegner des saudischen Königshauses und begrüsste anfänglich die vom Kronprinzen Mohammed bin Salman eingeleiteten gesellschaftlichen Reformen. Er wendete sich hauptsächlich gegen die Einschränkung der Pressefreiheit. Erst die neue Nahostpolitik von Mohammed bin Salman, unter anderem der Krieg im Jemen, wurde von Khashoggi stark kritisiert. Als prominente Stimme im arabischen Raum wurde Khashoggi wohl gefährlich für das Regime.

 


Michael Lüders über Khashoggi und Mohammed bin Salman


Trump zu Mord an Khashoggi: «Vielleicht wusste der Kronprinz Bescheid, vielleicht auch nicht»


Fall Khashoggi: Merkel «in diesem Zustand» gegen Rüstungsexporte