Gewürzen und deren ätherischen Ölen, kommt in der ayurvedischen Ernährungslehre eine übergeordnete Rolle zu   Bild: iStock / byheaven

Ayurvedische Ernährung

Ayurveda (Sanskrit: «Wissen vom Leben») ist eine traditionelle indische Heilkunst, welche als ganzheitliches System aus dem Bereich der traditionellen Alternativmedizin zu verstehen ist. In Indien, Sri Lanka und Nepal wird Ayurveda als Heilkunst wissenschaftlich gelehrt und geniesst in der Bevölkerung eine hohe Akzeptanz. In unserem westlichen Kulturkreis findet es eher in den Bereichen Wellness und Erholung Anwendung. Wirkungsnachweise sind nach Gesichtspunkten der wissenschaftlichen Forschung bzw. der evidenzbasierten Medizin wenig vorhanden.

 

3 Doshas

In der ayurvedischen Typologie unterscheidet man drei unterschiedliche Lebensenergien, die sogenannten Doshas. Diese setzen sich wiederum aus den fünf Elementen (Raum/Äther, Feuer, Wasser, Luft und Erde) zusammen.

  • Vata (Luft und Raum/Äther)
  • Pitta (Feuer und Wasser)
  • Kapha (Erde und Wasser)

In einem gesunden Organismus sollten sich die drei Doshas in einem harmonischen Gleichgewicht befinden. Bei den meisten Individuen herrschen ein oder zwei Doshas vor, selten sind alle drei gleich ausgeprägt. Wie die Doshas im Verhältnis zueinanderstehen sollten, wird in Indien auch vom astrologischen Horoskop des einzelnen Menschen abgeleitet. Bei der Wiederherstellung des Gleichgewichts dieser drei Energien stellt die individuelle Ernährung/Diät den therapeutischen Grundpfeiler dar. Dies aus den Überzeugungen, dass nur hochwertige Nahrung vom Körper in hochwertiges Gewebe umgesetzt werden kann und dass jede zugeführte Substanz mit ihrer jeweils eigenen Zusammensetzung von Elementen den körperlichen Organismus beeinflusst. Somit muss also bei der Zufuhr der Elemente auf das Verhältnis geachtet werden.  

 

Allgemeine Ernährungsempfehlungen

  • nur bei Hunger essen
  • erst essen, wenn die letzte Mahlzeit verdaut ist
  • die Hauptmahlzeit mittags einnehmen, wenn die Verdauung am besten funktioniert
  • nicht in unruhiger Gemütsverfassung, im Stehen oder in Eile essen
  • sich nicht überessen
  • frische, regionale und saisonale Lebensmittel essen
  • Wasser (abgekocht, nie kalt) und Kräutertee trinken, aber nur bei Durstgefühl
  • alle sechs ayurvedischen Geschmacksrichtungen (süss, sauer, salzig, scharf, bitter, herb) in jeder Mahlzeit zu sich nehmen.
  • keine natürlichen Bedürfnisse unterdrücken

Nahrungsmittel werden grundlegend in drei Klassen (Gunas) unterteilt:

 

Klasse (Guna)

typische Nahrungs­mittel

ayurvedische Ge­schmacksrichtungen

Auswirkungen auf Organismus laut Lehre

Sattva-Guna

Milchprodukte, Getreide, Früchte und Gemüse

süss, saftig, ölig

verlängern Lebensdauer und verbessern Lebensgefühl

Rajo-Guna

Chili, Zwiebel, Knoblauch und diverse Gewürze

bitter, sauer, salzig, scharf, heiss

erhitzen Körper und Geist, können aber auch Aggressionen verursachen

Tamo-Guna

Fleisch, Fisch und Geflügel

 

Entziehen dem Körper viel Energie und können Ursache von Schmerzen und Krankheiten sein

 

Der Verzehr von Fleisch sollte achtsam geschehen und ist vor allem bei ausgezehrten Menschen und Menschen mit Vata-Konstitution angezeigt. Die weit verbreitete Auffassung, die ayurvedische Ernährung sei komplett vegetarisch ausgerichtet, stimmt somit nicht. Auch gibt es keine generelle Ablehnung von Alkohol. Wein gilt in kleinen Mengen gar als wirksam gegen Müdigkeit.

 

Ernährungsempfehlungen für die einzelnen Dosha-Typen

 

Dosha-Typ

typische körperliche Beschwerden

empfohlene Nahrungsmittel

empfohlene Ge­schmacksrichtungen

Vata-Typen

Verdauungsstörungen, Verstopfung und Untergewicht

gekochte und nährende (ölige) Kost bevorzugen, Getränke und Mahlzeiten sollten warm sein

salzig, sauer und süss

Pitta-Typen

starkes «Verdauungsfeuer», neigen zu Heisshunger

kalte und warme Speisen, Frittiertes und Gebratenes meiden, nicht zu viel auf einmal

bitter, süss und herb

Kapha-Typen

langsame Verdauung, niedriger Umsatz, bei unzureichender Bewegung Übergewicht

warme Speisen und Getränke, wenig Fleisch, viel Gemüse

bitter, herb und scharf

 

Die empfohlenen Nahrungsmittel und Geschmacksrichtungen sollen jeweils dem dominanten Dosha-Typ entgegenwirken und so für die Wiederherstellung eines organismischen Gleichgewichts sorgen.

Wir schauen einem ayurvedischen Koch in die Töpfe (Podcast)

 

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Ayurveda Zugriff: 13.6.22

www.geo.de/magazine/geo-magazin/641-rtkl-ayurveda-die-goldenen-regeln-der-ayurvedischen-ernaehrung Zugriff: 13.6.22