Im Amazonasgebiet wüten verheerende Brände. Fehlende Umweltschutzmassnahmen südamerikanischer Länder könnten zu einem Scheitern des Freihandelsabkommens mit den Mercosur-Staaten führen.
Über 70 000 einzelne Feuer wurden im Amazonasgebiet seit Anfang 2019 registriert. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Anstieg um 60 %. Zwar sind natürliche Feuer in dieser Region aufgrund der
Trockenzeit normal, das Ausmass der Brände ist jedoch wahrscheinlich zu einem grossen Teil auf Brandrodung zurückzuführen. Stetig werden im Urwaldgebiet grosse Flächen abgebrannt, um für
die
Quelle: Wikimedia Commons, NASA - earthobservatory.nasa.gov , Gemeinfrei
Rindfleisch- und Sojaproduktion Platz zu schaffen. Dies ist besonders deshalb ein Problem, weil der Amazonas als «Lunge der Welt» gilt. Über zwei Milliarden CO2 werden hier jährlich von den
Bäumen gebunden. Wenn der Amazonas-Regenwald weiter abbrennt, könnte das verheerende Folgen für das globale Klima haben. Einmal abgebrannt, braucht der Wald Jahrhunderte, um wieder seine jetzige
Grösse zu erreichen.
Wegen der Brände geriet Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro
international in die Kritik. Der rechtspopulistische Regierungschef hat bei seiner Wahl versprochen, den Amazonas stärker für die Landwirtschaft und den Bergbau zu erschliessen. Um dies zu
erreichen, will er diverse Umweltverbrechen, darunter illegale Brandrodung, weniger hart bestrafen. Die internationale Kritik, die unter anderen die EU geäussert hat, lässt ihn jedoch ziemlich
kalt. «Heute bin ich Kaiser Nero und setze den Amazonas in Flammen», liess der Präsident verlauten. Bei sich selbst sieht er dabei keine Schuld, es sei halt nun mal Waldbrandsaison. Zuvor gab er
sogar Umweltverbände und NGOs die Schuld für die Brände. Beweise für diese Anschuldigungen lieferte er keine.
Im Sommer 2019 nahm das Thema an politischer Brisanz zu, da der Abschluss des Freihandelsabkommens der EU mit den Mercosur-Staaten bevorstand. Auch die Schweiz befand sich zu der Zeit in Verhandlungen mit den südamerikanischen Staaten Brasilien,
Argentinien, Paraguay und Uruguay. Beide, sowohl die Schweiz wie auch die EU, konnten sich mit den genannten Staaten auf einen Deal einigen, der unter anderem den Handel mit diversen Industrie-
und Landwirtschaftsprodukten von Einfuhrzöllen befreien soll. Bevor das Abkommen der EU jedoch ratifiziert wird, müssen alle Länder der EU diesem zustimmen. Die EU nutzt nun das Abkommen, um Druck auf die Mercosur-Staaten auszuüben. Diese
werden aufgefordert, Umweltschutzmassnahmen einzuhalten und durchzusetzen. Damit wäre der Schutz des Regenwaldes Teil des Vertrags und müsste von den südamerikanischen Staaten gewährleistet
werden. Ob das Abkommen angenommen wird, ist im Moment noch unklar. Nicht nur fehlender Umweltschutz, sondern auch Nachteile für europäische Landwirte könnten nun das Abkommen zum Scheitern
bringen. Auch in der Schweiz muss das Freihandelsabkommen erst noch ratifiziert werden. Das Parlament wird darüber wahrscheinlich erst im Jahr 2021 abstimmen.
Brände im Amazonas-Regenwald: Bolsonaro unter Druck
WELT THEMA: So bedrohen die Amazonas-Feuer unser Welklima
EU-Mercosur: Sojabauern jubeln
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