Rote Bananen in einem Gemüseladen in Sri Lanka.     Bild: iStock / Daria Serdtseva 

Rote Bananen?

In unseren Supermärkten sehen wir sauber aufgereiht gelbe Bananen, in Form und Grösse gleich – doch es gibt rund 400 essbare Obstbananen, manche davon sind nicht gelb oder krumm. Wieso wird uns nur die Sorte Cavendish angeboten?

 

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts brachten findige Seeleute die Bananensorte Cuban Red in die USA, die kleinen dicken rötlichen Bananen wurden jedoch schnell matschig. Die Sorte Jamaican Yellows erwiesen sich als länger haltbar und die amerikanischen Importeure konnten in den folgenden Jahrzehnten dank neuer Eisenbahnlinien und Kühlhäusern die breite amerikanische Bevölkerung mit Bananen beliefern. 

 

Im Zuge des grossen Erfolgs entstand 1899 die United Fruit Company, ein multinationaler Konzern, der gewaltige Anbauflächen in Südamerika besass. Die United Fruit Company (wie auch andere grosse Bananenproduzenten) verfolgte rücksichtslos den maximalen Profit, sodass die Plantagenarbeiter*innen aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen streikten. 1928 kam es auf den Plantagen in Kolumbien zu einem der grössten Streiks, der blutig von der Armee niedergeschlagen wurde. Grosse Bananenkonzerne haben im 20. Jahrhundert immer wieder in politische Entwicklungen von südamerikanischen Ländern eingegriffen, um ungestört gewaltige Gewinne zu erwirtschaften. Daher stammt auch der Begriff Bananenrepublik.

 

Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass die Sorte Cavendish die ideale Exportbanane ist – sie kann grün geerntet werden und eignet sich wegen ihrer dicken Schale für lange Transportwege. Um den Profit zu maximieren, wurden immer mehr Cavendish-Bananen angepflanzt; riesige Monokulturen entstanden und andere Bananensorten gerieten in den westlichen Ländern in Vergessenheit.

 

Als sich Fusarium, ein Schlauchpilz für den Cavendish besonders anfällig ist, ausbreitete, wurden auf der ganzen Welt komplette Ernten vernichtet. Die Ausbreitung des Schlauchpilzes kann gemäss Expert*innen nur verlangsamt, aber nicht verhindert werden. Langfristig müssen sich Bananenproduzent*innen nach einer anderen Sorte umsehen, die weniger anfällig ist. Ganze Landstriche werden gerodet und können wegen des Pilzes nicht mehr bebaut werden. Auch die potentesten Pestizide sind wirkungslos gegen Fusarium. Heute noch kommen auf Bananenplantagen Pestizide zum Einsatz, die in westlichen Ländern längst verboten sind. Da nur die Bananen dem Gift widerstehen können, können auf riesigen Landstrichen nur noch Bananenpflanzen angesät werden, andere Pflanzen gedeihen wegen den bereits verwendeten Pestiziden nicht.

 

Um die Cavendish-Sorte zu retten, werden verschiedene Studien angestellt. Unter anderem soll das Erbgut der Pflanze mittels Genschere verändert werden. Selbst mit den modernsten Mitteln dürfte es noch Jahre dauern, bis eine Resistenz gezüchtet werden kann. Damit ist das Problem aber nicht gelöst, denn in der EU sind gentechnisch veränderte Früchte verboten. Und ein biologischer Anbau ist nur dann möglich, wenn der Boden von Anfang an nicht von Pestiziden verseucht wird.

 

Ein weiteres Problem ist, dass Bananen auch ein wichtiges Lebensmittel für die Menschen im Anbaugebiet sind. Bei Missernten können sie sich oft keine anderen Lebensmittel leisten: Den Preis für die gewaltigen Monokultur-Plantagen zahlen die armen Kleinbäuer*innen in Südamerika.

 

Anfänge von Fair Trade in der Schweiz

Die schlechten Arbeitsbedingungen der Plantagenarbeiter*innen und Kleinbäuer*innen in Südamerika erregten auch in der Schweiz Aufmerksamkeit. 1973 startete eine Gruppe von Frauen um Ursula Brunner den Versuch, die Grossverteiler davon zu überzeugen, mit unabhängigen Bananenproduzent*innen zusammenzuarbeiten. Schlussendlich reisten die Frauen nach Südamerika und begannen selbst einen Direkthandel aufzuziehen. In den 1980er-Jahren kamen die ersten fair gehandelten Bananen auf den Schweizer Markt. 1997 übernahm die Stiftung Max Havelaar den Vertrieb.

 

 

 

Quellen:

WOZ, Das Zeitalter der Banane. Wie eine Frucht die halbe Welt auf den Kopf gestellt hat (Beilage der WOZ vom 16. Juli 2020).

https://de.wikipedia.org/wiki/Cavendish_(Banane) Zugriff: 13.6.22