Günter Grass – Querdenker oder Querulant?

Der bekannte (und auch umstrittene) deutsche Schriftsteller Günter Grass starb im April 2015 mit 87 Jahren. Für die einen war er das Gewissen der deutschen Nation und für die anderen ein unbequemer Kritiker und ein «Moralapostel».

Günter Grass bei einer Lesung seines Buchs «Beim Häuten der Zwiebel» 2006. Bild: Wikimedia Commons
Günter Grass bei einer Lesung seines Buchs «Beim Häuten der Zwiebel» 2006. Bild: Wikimedia Commons

Der 1927 in Danzig (heute Gdańsk) geborene Günter Grass ist vor allem für seinen Roman «Die Blechtrommel» bekannt. 1979 wurde der Roman verfilmt und erlangte eine weltweite Bekanntheit. Der Roman erzählt die Geschichte des kleinwüchsigen Oskar von den 1920er- bis in die 1950er-Jahre, der mit seiner Blechtrommel gegen Ungerechtigkeiten protestiert: Vor allem die Taten der Nazis empören Oskar.

Grass sah sich Zeit seines Lebens als eine Art «moralisches Gewissen» des Nachkriegsdeutschlands und schrieb auch immer wieder über den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen. Er prangerte soziale und politische Missstände an und engagierte sich politisch für die Sozialdemokraten (SPD). Für seine Werke wurde er 1999 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet und erhielt für sein Schaffen zahlreiche weitere Literaturpreise. Er galt und gilt als einer der grossen deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

Doch Grass wurde nicht nur wegen seinen politischen Aussagen oder seinen Werken kritisiert:

In seinem autobiografischen Buch «Beim Häuten der Zwiebel» gab Grass zu, dass er während des Zweiten Weltkriegs nicht (wie er immer behauptet hatte) Wehrmachtssoldat gewesen sei, sondern ein Mitglied der Waffen-SS war. Grassl‘ Bücher und auch Gedichte wurden bereits in der Vergangenheit von Kritikern und Literaturwissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen zum Teil als problematisch im Umgang mit der deutschen Vergangenheit bezeichnet – durch die Tatsache, dass er zudem Mitglied der Waffen-SS war, erhielten diese Vorwürfe eine neue Sprengkraft.


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